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1. Leitfaden für den geographischen Unterricht - S. IV

1869 - Hildburghausen : Gadow
Iv Die beigegebenen geschichtlichen, kultur- und li- teraturhistorischen und naturgeschichtlichen An- gaben sollen entweder geeignete Wiederholungspunkte für gehabten Unterricht oder, wie in vielen Landschulen mit ungetheilten Klassen unter einer Lehrkraft, denen, außer der Geographie, wenig oder keine Zeit für besondere Be- handlung der übrigen Realien gelassen ist, Anknüpfungs- punkte bilden, um wenigstens das unumgänglich Nothwen- digste dem Schüler aus der Schule, ins Leben mitzugeben. — Aus der mathematischen Geographie ist absichtlich nur ein Minimum herangezogen worden, welches aber auch jede Landschule zu erreichen hat; für ein tieferes Eingehen sind ja doch die meisten Schüler der bezeichneten Schulen nicht reif. Möge auch diese Schrift, aus der Schule hervorge- gangen, den Weg in recht viele finden und Lehrern und Schülern ein willkommenes Hülfsmittel werden. Im Dezember 1867. Per Verfasser. Vorwort zur 2. Auflage. Die nach Jahresfrist nöthig werdende 2. Auflage ist eine durchaus berichtigte und es hat namentlich die mathe- matische Geographie, ausgesprochenen Wünschen entsprechend, eine eingehendere Bearbeitung gefunden. Im April 1869. Per Verfasser.

2. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 86

1873 - Hildburghausen : Gadow
84 welches. Sorgen folgt ans Borgen, sagt das Sprichwort. Nicht besser geht’s denen, die gewissen Leuten borgen, wenn sie ihr Geld zurück verlangen. Fürwahr, der kin- dische Geschmack am Putzwerk ist eine gefährliche Thor- heit. Ehe du eine Grille befriedigst, siehe nach deinem Beutel. Eitelkeit ist eine eben so zudringliche Bettlerin als Armuth, und noch weit unverschämter. Hast du ein schönes Stück gekauft, so musst du noch zehn dazu kau- fen, damit die ganze Ausstaffirung zusammen passt: denn es ist leichter, den ersten Gelüsten zu widerstehen, als allen folgenden, und der Arme, der den Reichen nachäfft, ist eben so lächerlich als der Frosch, der sich aufblies, um so gross zu werden, wie der Stier. Grosse Schiffe können etwas wagen, kleine Fahrzeuge müssen sich am Ufer halten. Thorheiten dieser Art folgt die Strafe auf dem Fusse nach. Das Sprichwort sagt: Wer Eitelkeit zum Mittagsessen hat, bekömmt Verachtung zum Abendbrod; oder der Stolz frühstückt mit dem Ueberfluss, speist zu Mittage mit der Armuth und isst des Abends mit der Schande. Und wozu nützt am Ende der leere Schein, für den man so viel wagt, so viel leidet? Er erhält weder die Gesundheit, noch befreit er von Krankheiten. Im Ge- gentheil, statt den Werth eines Menschen zu erhöhen, er- weckt er Neid und beschleunigt den Verfall. Welche Thorheit also, solcher entbehrlichen Dinge wegen Schulden zu machen! Es ist wahr, man braucht erst nach sechs Monaten zu bezahlen; das hat Manchen von uns hierher gelockt, der keinen Pfennig in der Tasche hat. Es ist freilich sehr bequem, ohne Geld zu kaufen, aber bedenkt, was es heisst, sich in Schulden stecken! Ihr gebt Andern ein Recht über euer Eigenthum. Könnt ihr zur gesetzten Frist nicht bezahlen, so werdet ihr euch schämen, wenn euer Gläubiger euch begegnet. Ihr werdet zittern, wenn ihr mit ihm sprecht, und elende Entschul- digungen herstammeln. Nach und nach werdet ihr Treue und Glauben und die Scham selbst verlieren und euch durch grobe, niederträchtige Lügen entehren: denn Lügen ist die zweite Stufe des Unrechts, so wie Schuldenmachen die erste. Schulden lassen Lügen hinter sich aufsitzen. Ein freier Mann sollte jedem lebendigen Menschen uner- schrocken ins Gesicht sehen können: Armuth aber raubt Selbstgefühl und Tugend. Ein leerer Sack steht nicht gut aufrecht, sagt das Sprichwort. Was würdet ihr von einem Fürsten oder einer Re-

3. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 182

1873 - Hildburghausen : Gadow
180 stellen können, dass man nickt alsokald gemerkt hätte, wer er wäre; aber die Ausstellungen dieser Ceremonienmei- ster, wie sie ein protestantischer Schriftsteller treffend nennt, können nur Lächeln erregen. Der Kaiser selbst, der bei dem ersten Auftritt Luthers geäussert, dass ihn dieser schwerlich zum Ketzer machen könnte, soll doch bei dem Schlüsse von Luthers Rede gesagt haben: „Der Mönch redet unerschrocken und mit getrostem Muthe.“ Diejenigen aber, welche Luthern zuvor schon günstig ge- wesen, wurden gar sehr durch seine Worte erbaut und ge- wonnen und bedachten sich auch nicht, ihn persönlich ihrer Theilnahme und ihrer besten Wünsche zu versichern. „Es ist gewisslich wahr,“ erzählt Spalatin, „dass Gott den Doctor Martinus auf dem Reichstage zu Worms also ehrte, dass er viel mehr Zusehen und Ansehen hatte, denn alle Fürsten und Herren. So voller Volks war es ein und alle Tage in seiner Herberge, so lang er zu Worms war. So hab' ich über andern Grafen und Herren selbst bei ihm in seiner Herberge gesehenlandgrafenphilippvonhessen (Luther selbst erzählt die muntern und treuherzigen Re- den dieses damals noch sehr jungen Fürsten, der noch nicht auf seiner Seite war), Herzog Wilhelm zu Braun- schweig und Grafen Wilhelm zu Henneberg.“ Durch solche Theilnahme haben die Grossen Luthern, aber auch sich selbst geehrt und bewiesen, dass die Fürsten der da- maligen Zeit nicht ih^en Ruhm darein setzten, unter den abgemessenen und peiolichen Formen einer ängstlich und kleinlich bewachten und zur Schau getragenen äusseren Würde die ächten und warmen Empfindungen eines er- regbaren Gefühls zu verbergen, und sich nicht schämten, ein aufrichtiges Interesse für etwas Anderes, als ihren Vortheil zu haben und zu äussern. Kurfürst Friedrich hatte sich besorgt, Luther möchte verzagt werden, wenn er vor dem Kaiser und Ständen sollte antworten; nach- dem er aber Zeuge seiner Standhaftigkeit gewesen, liess er Spalatin, der bei Luthern gewesen, noch spät Abends zu sich holen, nahm ihn mit sich in seine Schlafkammer und sagte voll Verwunderung: „0 wie schön hat Pater Martinus vor dem Kaiser und Ständen deutsch und latei- nisch geredet! er ist genug oder zuviel herzhaftgewesen,“ und hiess dann Spalatin wieder zu Luthern zurückkehren. Der Kaiser schickte gleich folgenden Tages in den Reichsrath einen Zettel des Inhalts: Weil Luther nicht widerrufen wolle, so wolle er nach dem Exempel seiner

4. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 187

1873 - Hildburghausen : Gadow
185 und wider alle christliche Einigkeit und Liehe, so die Un- sern desshalben alsketzer abzusondern, zu verwerfen und zu meiden sich selbst ohne einen beständigen Grund gött- licher Gebot oderschrift vornehmen: denn die Irrung und Zank ist vornehmlich über etlichen Traditionen und Miss- brauchen : so denn nun an den Hauptartikeln kein befind- licher Ungrund oder Mangel und diess unser Bekenntniss göttlich und christlich ist, sollten sich billig die Bischöfe, wenn schon bei uns der Tradition halber ein Mangel wäre, gelinder erzeigen, wiewohl wir verhoffen, bestän- digen Grund und Ursachen darzuthun, warum bei uns etliche Traditionen und Missbräuche geändert sind. Nach geschehener Verlesung desbekenntnisses wollte D. Brück beide Exemplare derselben dem kaiserlichen Secretair übergeben, allein der Kaiser streckte selbst die Hand darnach aus, gab die deutsche Confession dem Kur- fürsten Albrecht von Mainz und behielt die lateinische für sich. Die protestantischen Stände statteten hierauf dem Kaiser, dem König und den anderen Fürsten für gnädiges und gütiges Gehör ihre Danksagung ab. Ein neues Ge- fühl belebte und durchdrang sie von diesem grossen Augenblick an. Durch das feste Band eines gemeinsamen Glaubens fühlten sie sich jetzt mehr denn je zuvor innig verbunden. Welch ein Unterschied zwischen diesem Tage und dem zu Worms vor neun Jahren! Vor Kaiser und Reich, ja vor der ganzen christlichen Welt standen sie mit einem grossen Gebet im Herzen, ihre Rechtfertigung dar- stellend in ihrem Bekenntniss, in vollkommenster Einig- keit mit allen wahrhaft gläubigen und christlichen Gemüthern in der ganzen Welt, und auf einer Höhe, von wo sie mit göttlicher Zuversicht auf viele Jahr- hunderte hinsehen; konnten. 83. Bericht des Dr. Justus Jonas über Dr. Martin Luthers Tod. Am 23. Januckr 1546 ist Dr. Luther, auf Verlangen der Grafen und Herren zu Mansfeld, von Wittenberg ausgezogen und hat die erste Nacht zu Bitterfeld zuge- bracht, weil sich nämlich zwischen gedachten Grafen viele große Irrungen eine Zeit her ergeben halten, daraus der Herrschaft Mansfeld allerlei Nachtheil zu befürchten stand; so baten die Grafen sämmtlich Dr. Luther, als der von Eisleben in der Herrschaft Mansfeld gebür-

5. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 179

1873 - Hildburghausen : Gadow
177 winkeln aufkommen und erwachsen. Welcher ich von mir nichts Anderes anzeigen kann, denn das ich bisher mit solcher Einfalt des Gemüths geschrieben und gelehrt habe, dass ich auf Erden nichts Anderes, denn Gottes Ehre und die unverkümmerte Unterweisung der Christ- gläubigen gesucht habe.“ Von den zwei ihm vorgelegten Fragen habe er gestern schon auf die erste eine bejahende Antwort gegeben, bei welcher er auch fest bleibe und ewiglich bestehen wolle, dass nämlich die angezeigten Bücher sein seien, es wäre denn, dass durch den Betrug Missgünstiger Etwas darin verändert oder verkehrt aus- gezogen wäre, wozu er sich nicht bekennen könnte. Was aber den andern Theil der Frage betreffe, so bitte er kaiserliche Majestät, sie wolle ein fleissig Anfachten haben, dass seine Bücher nicht alle einerlei Art seien. In etlichen sei der Glaube und die Sittenlehre so evangelisch und schlicht gehandelt, dass auch seine Widerwärtigen sie für nützlich und unschädlich anerkennen müssen und für al- lenthalben würdig, von christlichen Leuten gelesen zu werden. Erkläre ja sogar die so heftige Bulle etliche seiner Bücher für unschädlich, wiewohl sie sie durch ein widerna- türlich Urtheil verdamme. Diese könne er nicht widerru- fen, ohne der ch ristlichenwahrheit abzusagen. Ein an derer Theil seiner Schriften sei gegen das Papstthum, seine Ein- richtungen und Satzungen gerichtet, als wider die, so mit ihren bösen Lehren und Exempeln die christliche Welt an Leib und Seele verwüstet haben, denn das könne Niemand leugnen, dass dadurch die Gewissen der Christgläubigen aufs Allerinnigste gefangen, beschwert, gemartert und gepeinigt, auch Hab’ und Gut der hoch berühmten deut- schen Nation durch unglaubliche Tyrannei verschlungen und ersäuft werde. Widerrufe er diese Schriften, so würde er nur diese Ty rannei stärken und bestätigen, und der Gott- losigkeit und Bosheit Thür und Thor öffnen. „Mein lieber Gott! wie ein grosser Schanddeckel der Bosheit und Ty- ranei würde ich sein!“ Die dritte Art seiner Bücher seien die gegen Privatpersonen geschriebenen, die sich unterstanden, die römische Tyrannei zu vertheidigen und die von ihm gelehrte gottselige Lehre zu dämpfen. Wider dieselben, bekenne er, heftiger und schärfer gewesen zu sein, denn dem christlichen Wesen und Stande gezieme. Denn er mache sich selbst nicht zu einem Heiligen und disputire nicht von seinem Leben, sondern von der Lehre Christi. „Doch wie dem, weil ich ein Mensch, nicht Gott Th. Lesebuch. 12

6. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 225

1873 - Hildburghausen : Gadow
m gründet, unter welchen die Einziehung aller Gemeindegü- ter zum Besten des Staatsschatzes für den Geist des Napo- leonischen Regiments sehr bezeichnend hervortrat. Inzwi- schen hatte sich der in Pommern commandirende General Bülow geweigert, sein Armeekorps, ohnebefehldeskönigs, dem Marschall Victor zuzuführen, und alsbald ward be- hauptet, indieserweigerung liegedergrund, dass diefran- zösischearmee sichnicht anderoder zu behauptenvermöge. So schien am Ende der ganze klägliche Ausgang der Mos- kauischen Unternehmung zwei preussischen Generalen, und somit dem Könige, dem sie dienten, anheim zu fallen. Zwar ward die Treue und Rechtlichkeit dieses Alliirten damals noch gelobt, und des Unwillens, den er über die schauderhafte Abtrünnigkeit Yorks bezeigt habe, ehren- hafte Erwähnung gethan. Da aber zugleich die Wirksam- keit geheimer Agenten der Bosheit angeklagt ward, die am Hofe, in den Lagern, in den Städten, bis in den Schooss der ehrwürdigsten Monarchie Lehren der Finsterniss und Auflösung predigten, da beklagt ward, wie selbst die per- sönlichen Absichten des Königs nicht vermögend gewesen wären, ihm die Vortheile des mit Frankreich geschlossenen Bundes zu sichern: so liess die Einleitungsformel schon im Voraus sich angeben, unter welcher man dereinst das Endurtheil über Preussen aussprechen würde. Unter diesen Vorzeichen führte der König, vomfeinde selber durch voreilige Frechheit gewarnt, einen rechtzeitig gefassten Entschluss aus und verlegte, am 25. Januar 1813, seinen Wohnsitz aus der, dem Zuge der französischen Truppen preisgestellten Hauptstadt nach Breslau, welches für den Augenblick eine Freistätte schien, bald aber eine Werkstätte grosser Entschliessungen und Verhängnisse ward. Denn sobald die Nation den Monarchen ausserhalb des Bereichs der französischen Bajonnette erblickte, zwei- leite sie nicht, dass er rathschlage, wie das eiserne Joch der fremden Herrschaft zerbrochen werden möge. Der Geist wurde mächtig, der schon im Jahre 1806 Preussens grosse Bestimmung erkannt, den seitdem eine entsprechende Ge- setzgebung seiner lähmenden Bande entledigt, den der 1 eind selbst in stolzer Verblendung durch Druck undhohn und Schmack zu einem Geiste des Feuers und der Rache entflammt hatte. Auf der einen Seite standen Napoleon und seine Gehülfen voll finstern Grimmes, die Davousts und Marets mit ihren Kränkungen, Drohungen, Forderun- gen, Erpressungen, Besatzungen, Strafreden und dem end-

7. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 226

1873 - Hildburghausen : Gadow
224 liehen zweifellosen Vernichtungsdecrete; auf der andern reichte Kaiser Alexander, durch harte Prüfungen geläu- tert und den Gesinnungen und Vorsätzen seiner ruhm- würdigen Jugend wiedergegeben, die Freundeshand zur Erneuerung der alten liebevollen Genossenschaft dar, und die hehre Gestalt der Königin Louise, die im Schmerz des gebrochenen Herzens in die Gruft gesunken war, und die [eldenbilder des alten Ruhmes stiegen herauf mit der Mahnung, dass es nun Zeit sei. Da entschied sich der König, wie es dem Enkel Fried- richs geziemte. Am 27. Februar wurde zu Breslau von Hardenberg, am 28. zu Kalisch von Kutusow die Urkunde des Bundes unterzeichnet, der von nun an zwischen Russ- land und Preussen bestehen und die zerstörtengrundlageu der europäisch-christlichen Staaten- und Völkerfamilie wieder herstellen sollte. Am 15. März kam Kaiser Alexan- der aus seinem Hauptquartiere Kalisch selber nach Bres- lau, feierlich eingeholt von dem Könige und den Prin- zen des königlichen Hauses. Das, womit seit vier und zwanzig Jahren die Franzosen durch zahllose Prunkzüge und Prunkreden ihrer wechselnden Tyrannen geäfft wor- den waren, das grosse Gefühl eines neuen Lebens in Frei- heit und Volksehre, das ward an diesem Tage in Fülle der Kraft und Wahrheit den Preussen zu Theil, als die verbündeten befreundeten Fürsten durch ihremitte zogen, als Volk und Krieger in ihren Blicken ihre Gedanken er- kannten und mit Jubelruf in ihnen Retter, Befreier und Führer begrüssten. Zwei Tage darauf, am 17. März, be- urkundete der König in zwei Aufrufen an das Volk und an das Heer seinen Entschluss, zu dessen Rechtfertigung es keiner Gründe bedurfte. „Es ist der letzte Kampf, den wir bestehn für unsern Namen und unser Dasein; keinen Ausweg gibt es, als einen ehrenvollen Frieden oder rühm- lichen Untergang. Auch diesen würdet ihr nicht scheuen, weil ehrlos der Preusse, der Deutsche nicht zu leben ver- mag. Allein wir vertrauen mit Zuversicht, Gott und unser fester Wille werde unsrer gerechten Sache den Sieg ver- leihen, und mit diesem den Frieden und die Wiederkehr einer glücklichen Zeit.“ Diese königlichen Worte in ihrer einfachen Klarheit waren der Ausdruck des Einen Gefühls, welches alle Gemüther durchglühte, und, wie es recht ist, aber im Leben der Völker nur in wenigen grossen Mo- menten erscheint, König und Volk, Gebot und Gehorsam

8. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 263

1873 - Hildburghausen : Gadow
261 107. Der Elephant, der Hund und das Pferd. Es gibt wenige Thiere, die uns durch ihre geistigen Eigenschaften so anziehen, wie das genannte Kleeblatt. 1. Was den Elephanten anlangt, so scheint er zwischen Orang und Hund mitten inne zu stehen. Der Drang kann in allen Dingen menschlicher scheinen, weil er Hände hat und wie ein Mensch geformt ist, aber eben diese grosse Aehnlichkeit mit dem Menschen gereicht seinen Vorzügen sehr zum Nachtheil, weil sie zu über- triebenen Forderungen veranlasst. Diess ist beim Ele- phanten nicht der Fall. Was er leistet, wird durch kei- nen falschen Maasstab geringer gemacht, als es ist. Durch seinen Rüssel steht er offenbar über dem Hunde und noch höher über dem Pferde; aber dafür steht dieses durch einen edleren Kopf und einen edleren Leib höher als der Hund und noch höher als der Elephant. Wie der Storch der Weise unter den Vögeln genannt wird, so kann der Elephant der Weise, der Philosoph un- ter den Säugethieren heissen; denn er besitzt Alles, was man von einem Weisen verlangt: Ruhe, Ernst, Bedäch- tigkeit. Er ist zur Liebe, zur Anhänglichkeit, zum Ver- trauen geneigt; seine Seele ist ohne Falsch; daher sind rührende Beispiele von Gatten-, Eltern- und Kindesliebe unter den Elephanten nichts Seltenes. Wie freuen sich Mann und Weib, wenn sie sich nach langer Trennung wieder sehen; sie legen einander den Rüssel auf den Rü- cken und brummen vor Lust. Seinensinnen, den äusseren wie den inneren, entgeht nichts. Er erkeont Alles: Raum, Zeit, Form/Farbe, Ton, Wort, Umstand, Person, Freund und Feind. Desswegen kann er vollkommen wie ein Mensch behandelt werden. Er zieht Schiffe, er wälzt Steine, er trägt Geschirre. Man sagt ihm nur, wohin er sie tragen soll. Er versteht das bekannte Wort, hat ein vortreffliches Gedächtniss, besitzt viel Einbildungskraft. Er träumt desswegen auch, wie der Hund, und zwar sehr lebhaft. Er siehet seinem Meister auf die Augen und versteht die Mienensprache auf’s Haar. Auch der wilde Elephant zeigt sich als Halbmensch. Er versäumt nie, die Zweige, die er sich als Nahrung von den Bäumen abbricht, an seinen Vorderbeinen abzustreifen, um den Staub der Insekten u. s. w. da- von zu entfernen und gibt tausend Beweise einer hohen Einsicht, die hier des engen Raumes wegen nicht erwähnt werden können.

9. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 269

1873 - Hildburghausen : Gadow
267 durch die Natur oder durch die Erziehung oder durch Beides. Es kann, wie der Mensch, geistes- und gemüths- krank werden. Wunden fürchtet es nicht, und Operatio- nen unterwirft es sich mit vielem Verstände und Willen. Wird es todt geschlagen, so fällt es, wie einem Pferde geziemt, anständig nieder. Es merkt, was man mit ihm vorhat, doch zeigt sich auch hier nicht eins wie das andere. Wie der Charakter, das Temperament und Naturell der Pferde, ist auch ihr Schicksal höchst verschieden. Jedes hat eine eigene Biographie, eine Jugendzeit zum Muth- willen, ein Jünglingsalter zum Stolziren, eine Manneszeit zur Arbeit, ein Greisenalter voll Beschwerden aller Art. 108. Der Hund von St. Bernhard. Ueber den großen St. Bernhard führt eine viel benutzte Bergstraße aus Wallis nach Italien. In dem öden, hohen Felsenthale, von Bergen umschlossen, die ewiger Schnee be- deckt, steht die höchste menschliche Wohnung in der alten Welt, das Kloster des heiligen Bernhard. Hier wohnen zehn bis zwölf fromme Mönche, deren einziges Geschäft es ist, die Reisenden unentgeltlich zu bewirthen und ihnen alle Hülfe angedeihen zu lassen. In den acht oder neun Monaten des Jahres, wo Schnee, Nebel, Ungewitter und Schnee- lawinen den Weg sehr gefährlich machen, streifen diese Geist- lichen oder ihre Diener täglich umher, um Verirrte aufzu- suchen oder Versunkene zu retten. Schon viele Jahre her bedienen sie sich zur Rettung der Verunglückten auch besonders abgerichteter großer Hunde. Diese gehen entweder allein aus oder werden von den Mönchen mitgenommen. Sobald der Hund eineil Ver- unglückten ausgewittert hat, kehrt er in pfeilschnellem Laufe zu seinem Herrn zurück und gibt durch Bellen, Wedeln und unruhige Sprünge seine gemachte Entdeckung kund. Dann wendet er um, immer zurücksehend, ob man ihm auch nach- folge, und führt seinen Herrn nach der Stelle hin, wo der Verunglückte liegt. Oft hängt man diesen Hunden ein Fläsch- chen mit Branntwein oder anderen stärkenden Getränken und Körbchen mit Brod um den Hals, um es einem ermüdeten Wanderer zur Erquickung darzubieten. Ein solcher Hund war Barry. Zwölf Jahre lang war er unermüdet thätig und treu im Dienste der Mensch- heit, und er allein hat in seinem Leben mehr als vier-

10. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 74

1873 - Hildburghausen : Gadow
72 e) Australien. 113) Australien besteht aus dem Continente Neu-Hol- lan d, 1-10,000 Om. mit den englischen Colonien an der Ost-, West-, Süd und Nordküste (an ersterer die Hauptstadt Lidn ey, 70.000 E., im Süden P o r t A d ela ide u.m e l b ourne, 100.000 E., im Westen die Niederlassung am Schwanenflusse); ferner aus den größer» Jnselländern in der Nähe vom Contineut: Van- Diemenstand, mit englischen Niederlassungen, Neuseeland, ebenfalls mit englischen Niederlassungen, Neu-Guinea u. a., und endlich aus entfernteren kleineren Inseln, unter welchen die Sandwichs-Jnseln, von denen die größte Owaihi heißt, die Freundschafts-Inseln, die Gesellschafts-Inseln, von denen die größte Tahiti und die M arg »es as -In sein zu merken sind. Im Ganzen wird der Flächeninhalt des Erdtheils zu 17.0000 Qdf. mit 4 Mill. E. angenommen. 1) Durch seine Vernunft ist der Mensch in den Stand ge- setzt und zugleich verpflichtet, an Erkenntniß und Tugend immer weiter vorwärts zu schreiten und sich Gott immer ähnlicher zu machen. Es ist dies aber nicht blos bei den einzelnen Men- schen der Fall, sondern auch bei dem ganzen Menschengeschlecht, welches dadurch, daß das spätere Geschlecht die Fortschritte des früheren sich aneignet, zu einer immer höher» Stufe der Voll- konimenheit emporsteigt. Wie dies geschehen, erzählt die Ge- schichte, welche demnach die wichtigsten Ereignisse und die be- deutendsten Personen, die mif die Entwickelung des Menschen- geschlechts einen großen Einfluß geübt haben, darzustellen hat. U) Die Geschickte wird in drei Haupttheile (Perioden) ein- getheilt. Ein Haupttheil bildet »än lich die Zeit vor Christus und vor der Verbreitung seiner Lehre; ein zweiter Haupttheil geht von da an bis zur Reformation und zur Entdeckung von Amerika; der dritte Haupttheil von da an bis auf unsere Zeit. Den ersten Haupttheil nennt man die alte, den zweiten die mittlere, den dritten die neuere Geschichte. 3) Die Völker der alten Welt werden eingetheilt in Hei- den und Juden, je nachdem sie dem Götzendienste ergeben sind oder sich zu der Erkenntniß des einigen wahren Gottes I. Alte Geschichte.
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